Mittwoch, 27. August 2014

Las Olympiadas

Vor einer Woche (15./16. August) hat das jährliche, wahrscheinlich größte und aufwendigste Event der Ranch zu Ehren des Gründers Padre Wasson stattgefunden: die Olympiadas 2014.
Dabei werden alle Kinder (von Casa Suyapa bis Universitätsstudenten), Lehrer, Klinikpersonal, Büropersonen, Voluntäre, Ti@s, der Pfarrer... einfach ALLE in 16 Teams eingeteilt. Die wenigen Erwachsenen, die dabei nicht inkludiert sind, waren die Organisatoren und Schiedsrichter der Spiele. 

Es gibt immer ein Hauptthema – dieses Jahr waren es „Insekten“. Es wurde per Los je ein Insekt zu einem Team zugeordnet. So war Annas Team „Skorpione“ und Connis Team hat versucht sich als „Marienkäfer“ zu behaupten.


Wer sich denkt, dass „las Olympiadas“ nur aus den Spielen besteht, hat sich aber sehr getäuscht! Vor den Spielen am Samstag gab es nämlich noch eine Präsentation aller Teams am Vorabend. Für diese 7-minütige Vorstellung mussten im Voraus von den Teams folgende Sachen vorbereitet werden:

1) Ein Tanz (mit eigenem Musik- Remix)
2) Ein Theaterstück (wer möchte)

Damit aber nicht genug...zusätzlich musste jede Gruppe eine Menge Kreativität zeigen für:
  
      3) Eine Info-Tafel über das jeweilige Insekt
4   4) Eine Flagge
5   5) Ein Maskottchen (das Kostüm dafür, da das Maskottchen eines der Kids ist)
6   6) Ein Leitspruch/ Schlachtruf (der auch bei jedem einzelnen Spiel lautstark vorgetragen wurde)
7   7) Ein Motto (das auf einer weiteren Flagge dargestellt wurde)
8   8) Ein einheitliches Team- T-Shirt

Wie ihr euch vorstellen könnt, stellt man all diese Dinge nicht von einem Tag am anderen auf die Beine. Vor allem nicht in Honduras. Daher hatten wir bereits 4 Wochen im Voraus unser erstes Olympiada-Team-Treffen. Diese fanden in den ersten beiden Wochen 3 mal wöchentlich für 2 Stunden und in der letzten Woche täglich mehrstündig statt. Dazwischen wurde für eine Woche ausgesetzt, da das 3. Vierteljahr der Schule zu Ende ging und Prüfungs-Woche vor der Tür stand – ja, kaum zu glauben, aber es gibt auch noch so etwas wie eine Schule. Diese rutscht allerdings in der Olympiada-Zeit weit in den Hintergrund...genauso wie jede Art von anderer Arbeit. Nichts ist wichtiger als die Olympiadas!

Die Vorbereitungszeit hat dank Unpünktlichkeit, fehlender Motivation der Kinder und irren Ideen von Kindern und Betreuern viele Stunden und Nerven gekostet. Und man hat nicht nur einmal unter den Voluntären die Frage „Wann sind diese Olympiadas endlich vorbei?!“ gehört. Ganz besonders in der letzten Woche, wo man so ziemlich jede freie Stunde bis in die Nacht mit seinem Team verbringen durfte. Doch uns wurde immer wieder versichert, dass der ganze Aufwand es am Ende Wert sein wird...

Röcke aus Krepppapier werden genäht...
 

...Flaggen bemalt...
...und Kostüme geschneidert















Dann war endlich Freitag. Die Schule wurde auf 2-3 Stunden reduziert, um der Präsentation noch den letzten Feinschliff (oder überhaupt einen Schliff...) zu verpassen.
Um ca. 18 Uhr hat das Spektakel dann begonnen. Die Info-Tafeln wurden ausgestellt und die Bühne war sehr aufwendig und wunderschön dekoriert. 
die Bühne mit dem Richter-Tisch und dem Rednerpult
 
die Infotafel der Marienkäfer

Die Richter haben Platz genommen und dann gings auch schon los mit der Flaggen-Präsentation. Die ältesten Jungs haben die 1-2 Flaggen geschnappt und sind alle durcheinander am Platz herumgelaufen und haben dabei versucht so viel Aufmerksamkeit der Richter wie möglich zu bekommen. Dabei wurde natürlich von dem restlichen Team lauthals angefeuert. Danach durfte jedes Team einzeln sein Maskottchen vorstellen. Da es meist die Kleinsten Kids von Casa Suyapa betroffen hat, war es unbeschreiblich süß.


Dann kam der 7-Minuten-Teil, in dem jedes Team seinen Tanz präsentiert hat. Per Los wurde die Reihenfolge bestimmt und so kam es, dass Annas Team den Anfang gemacht hat, gefolgt von den Marienkäfern. (zum Glück – so hatten wir es hinter uns und konnten den Rest der Show genießen)

Nach der Vorstellung der Hälfte aller Teams durfte jedes Team seinen Leitspruch und sein Motto vor den Richtern präsentieren bevor es eine kleine Zwischenjause (Apfel, Orangensaft im Sackerl und Kekse) gab. Danach gingen die Vorstellungen weiter bis halb 10 Uhr. Das ganze hat in der Schule stattgefunden, daher war danach der Weg hinauf zu den Hogars in der Nacht finster und lange...

 
Ein Blatt und ein Marienkäfer 


Fahnenpräsentation

Glühwürmchen

Am Samstag begann der Tag mit einem Wortgottesdienst um 7.30 Uhr und, weil wirklich alle auf der Ranch sind, dem jährlichen Kalender-Gruppenfoto.
die volle Kirche
Neyla in Aktion als Fotografin














Dafür sind auch die Kids von Casa Angeles gekommen. Diese Gelegenheit wurde auch gleich genutzt, um das neueste Engelchen des Hauses vorzustellen: ein süßer 2- jähriger Bub, mit dem Anna viel arbeiten wird.

Danach wurde die olympische Fackel in der Kirche angezünden und gesegnet bevor sie am Sportplatz der Mädls-Hogare durch alle Teams gewandert ist und letztendlich damit das olympische Feuer entfacht wurde. Das war auch gleichzeitig der Startschuss für die Spiele!
Segnung des olympischen Feuers

Die Spiele wurden in 2 Kategorien eingeteilt:

1     1) Action-Spiele in Buen Pastor (Jungs-Hogare)
2     2) Staffelspiele in Talita Kumi (Mädls-Hogare)

Per Zufall wurden die 16 Teams aufgeteilt, sodass 8 Teams am Vormittag bei den einen und am Nachmittag bei den anderen Spielen war (und umgekehrt). So kam es, dass Annas und Connis Teams am Vormittag bei den Action-Spielen waren und nach dem gemeinsamen Mittagessen zu den Staffelspielen gewechselt haben.

Folgende Spiele standen für uns daher am Vormittag am Programm: 

1       1) Handball

2       2) Wissensspiel (über Honduras, Fußball- WM, Insekt, Padre Wasson)


3       3) Mach-dich-nass (nassen Schwamm überkopf nach hinten weitergeben und so möglichst             viel Wasser nach hinten in eine Tonne transportieren)


4       4) Seilziehen „extrem“ (da man dabei tief im Schlamm gestanden/ gelegen ist...)


       5) Hindernis-Parcours

Unter Reifen durch...
... und über Netze drüber

6       6) Korbwerfen unter erschwerten Bedingungen


7       7) Balancieren-/Buchstaben-Finde-Spiel


8      












   8) Wrestling

9       9) Chapearen (Rasenmähen ohne Rasenmäher, stattdessen mit großem Macheten... warum            das ein Spiel war, weiß keiner so genau... unsere Vermutung: es wollte sonst keiner die              Arbeit machen...^^)


       10) Hinderniss-Gatsch-Kriech-Parcours



Wir waren dreckig und nass wie noch nie zuvor. Da wir die Schuhe danach nicht kübeln wollten, haben wir sie ausgezogen und haben in Socken weitergespielt. Doch wir hatten eine Menge Spaß!

Nach der Stärkung zu Mittag (und einer Dusche für Conni) gings weiter zu den Staffelspielen: 

1      1) Sackhüpfen

2      2) Luftballon-Clown

3      3) Schuh-Paare finden (für die kleinsten Teammitglieder)

4      4) Luftballon zerplatzen

5      5) Memorie (für die kleinsten Teammitglieder)

6      6) Zuckerl am Löffel ans andere Ende bringen und schnell zurück laufen

7      7) Insekten in einer Tonne voll Sand suchen (für die kleinsten Teammitglieder)

8      8) Sackerl-am-Kopf-Schlange

Am Ende haben die 8 Teams noch gleichzeitig gegeneinander ein Mistkäfer-Spiel gespielt, in dem die Marienkäfer gewonnen haben (juhuuu!). Conni konnte aber nicht mitspielen, da der jüngste Marienkäfer völlig fertig auf ihr eingeschlafen ist. 
müder Krieger



Mistkäfer- Ball- rollen




















Damit waren die Spiele zu Ende und wir konnten endlich versuchen, uns sauber zu machen. Zuerst mit dem Gartenschlauch und dann in der Dusche – danach haben wir uns gleich viel besser gefühlt! ...oder auch nicht, da wir alle Aufschürfungen und blauen Flecken erst so richtig realisiert und gespürt haben. (Seife bzw. Insektenspray auf offenen Aufschürfungen tut nicht gut!)


Am Abend wurden die Olympiadas mit der Preisverleihung (in der Kategorie Präsentation und Spiele) und Feiern mit Musik und Tanz beendet. Die Kinder – vor allem die kleinen – sind nacheinander eingeschlafen und es waren generell alle ziemlich erledigt. Letztendlich hat Connis Team den 2. Platz bei den Spielen erreicht. Daher darf ihr Team gemeinsam nach Tegus Pizzaessen fahren. :)

Pokal für die Marienkäfer :)


Anna ist kurz nach der Verkündung der Preise schlafen gegangen – da sie am nächsten Tag gemeinsam mit ihrer Mama für eine Woche nach Utila auf Urlaub gefahren ist -, Conni dagegen ist noch bis 1 Uhr wach gewesen, hat mit Kindern, Universitätsstudenten, Voluntären und am Ende mit den verdutzen und leicht überforderten Security-Männern getanzt. Es war ein wahnsinnig tolles, unbeschreibliches aber auch super anstrengendes Wochenende, das uns noch die nächsten Tage nachgehangen ist (zumindest Conni, die nicht relaxt am Strand lag, sondern am Montag wieder Arbeiten ging... ;) ).


Ob es den ganzen Aufwand letztendlich wirklich Wert war, ist noch nicht so sicher, doch im Nachhinein betrachtet, vergisst man die negativen Erinnerungen (eine Stunde herumsitzen und auf ein weiteres Teammitglied warten/hoffen bzw. zu spät sehen, dass der Pinsel mit der Ölfarbe im Vorhang abgeputzt wurde...) und übrig bleibt ein spitzen Wochenende, das wir ein Leben lang nicht vergessen werden.